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- Wir warten auf den Weihnachtsmann
- Grenzübertritt
- Kommunikation im Nowhere
- Spicemas 2013
- Himmel, Horizont und Häuser
- IRON LADY segelt wieder
- Schlußlicht
Saturday night fever
Saturday night fever
19:00 Gar nicht so einfach fuer Fahrtensegler, Party zu machen. Normalerweise sind sie um 10 Uhr im Bett und schlafen friedlich. Doch gestern sollte es anders sein.
Papeete Grossstadt lockt, tausend Geschichten ranken sich um das aufregende Partyleben, die schoenen Frauen, die Transvestiten und die Musik. Es ist Samstag, wie ueberall auf der Welt der Tag zum Ausgehen. Schelmi schaerft uns ein, nur ja nicht wie Yachties auszusehen, Treffpunkt 18:00 zum Aperitif auf der Lady. Brav schmeissen wir uns in Schale, ins kleine Schwarze und die hochhackigen Schuhe rausgeholt, Micha glaenzt im weissen Hemd. Geht ja doch noch.
Nach dem ausgedehnten Aufwaermen an Bord geht es per Anhalter auf der Ladeflaeche eines Pickups Richtung Stadt. Les Roulottes werden angesteuert, LKWs die zu fahrbaren Restaurants umgebaut sind und alles von chinesisch ueber Pommes bis Crepes anbieten.
Und nun? Die Drinks sind teuer und der erste tote Punkt des Abends erreicht. Wir tingeln ein bisschen durch die Bars, bemuehen uns, nicht zuviel Geld auszugeben und verlieren die ersten der Runde an die Koje. Zurueck bleiben wir beide, Schelmi und Henning, die beiden Einhandsegler. Auch in Tahiti beginnt das richtige nightlive nicht vor 12. Unsere Koepfe haengen schon fast auf den Tischen, immer wieder muessen wir uns gegenseitig ueberreden, nicht schlappzumachen.
Doch auch der schlimmste tote Punkt geht irgendwann vorbei und wie vom Schicksal angezogen finden wir uns in einer der angesagtesten Bars von Tahiti wieder, dem >>Cafe de l amour<<. Erst am naechsten Tag erfahren wir, dass Franzosen dringend abgeraten wird, diesen Schuppen aufzusuchen, da die Clientel, lauter Polynesier, nicht gut auf sie zu sprechen sind. Dementsprechend sind wir die einzigen Weissen in dem Lade, ernten zunaechst ein paar skeptische Blicke, doch nachdem sich herausgestellt hat, dass wir Deutsche sind, ist alles in Butter. Die Musik wechselt zwischen Reggae, Zouk, Tamure, Dancefloor und lateinamerikanischen Klaengen. Ein buntes Potpourri und der Laden tobt. Maedels tanzen auf den Tischen, wir auf der Tanzflaeche. Doch niemand tanzt allein, Paartanz, vor allem Foxtrott sind hoch angesagt und ganz altmodisch kommt der erste Polynesier daher um sich bei Micha die Erlaubnis zu holen mit mir zu tanzen. Es dauert nicht lange, bis wir mittendrin sind im Partygewusel. Micha wirbelt mit verschiedenen Frauen im Arm an mir vorbei und ich lege mit einem der zahlreichen Transvestiten eine Show aufs Parkett. Hinanobier fliesst natuerlich auch, Henning und Schelmi sehen wir kaum noch.
Doch irgendwann sind die Fuesse wund, breitgelaufen vom barfussgehen, schreien sie nach drei Stunden Tanzen in High Heels ueberlaut. Ab nach Hause, Schuhe aus und auf die Hauptstrasse. Um die Uhrzeit faehrt natuerlich kein Bus mehr, Taxis sind unbezahlbar, doch wir haben Glueck. Ein mitleidiger junger Polynesier haelt an und bringt uns nach Hause, obwohl es gar nicht seine Richtung ist. Nur noch ueber den Zaun zur Marina klettern und beim Absprung aufpassen, dass man die Lichtschranke nicht trifft. Geschafft, die Koje ruft.
Und der heutige Tag ist so, wie Tage danach nun mal so sind. Muede, ausgelaugt, der Muskelkater kuendigt sich an. Hilft nur noch eins, Huehnersuppe und dann ab ins Bett.